Midlife-Crisis, Jubiläum, „Ab jetzt ist man offiziell alt“ oder doch ein Grund zu feiern?

Im Grunde ist man hin und her gerissen, aber ja, es ist ein Grund zu feiern, zurück und in die Zukunft zu blicken. Mit Freunden und Menschen die einem persönlich wichtig sind auf vergangenes zurück zu schauen und sich an das eine oder andere zu erinnern.

Darum dieser Blogbeitrag, der um die Gefühlswelt beim 50zigsten Geburtstag dreht und ein Dankschreiben für die vielen Geburtstagsgrüße ist.

Jetzt ist es so weit…

Ich sitze, gehe zum 20zigsten Male die Gästeliste durch, gefühlt zum 110 mal. Kommt, kommt nicht, keine Rückinfo, nicht erreicht. Habe ich alle, fehlen noch Menschen die mir wichtig waren. Ich habe das Gefühl, das ich Menschen aus meiner Vergangenheit vergessen habe, dass ich eben nicht alle eingeladen habe. Aber ich habe auch Gewissheit, dass ich bestimmte einzelne mir wichtige Menschen nicht mehr ausfindig machen konnte. Wie und wer wird mir helfen, wie und wo feiern… wie viele werden kommen?
Es ist und war eine Achterbahn der Gefühle und ich werde sicherlich noch einige Tage daran zurückdenken, mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge.

„Do Not Go Gentle into That Good Night“

Mir kommt das Gedicht „Do Not Go Gentle into That Good Night“ in den Kopf. Der Satz „Gehe nicht gelassen in die gute Nacht“ frisst sich in den letzten Tagen vor meinem Geburtstag in meinen Kopf und lässt mich nicht los.
Eigentlich ein Gedicht des Schriftstellers Dylan Thomas, das erstmals 1951 in einem seiner Gedichtbänder erschien, in England sehr bekannt ist und mit dem Kinofilm „Interstellar“ der Weltöffentlichkeit bekannt wurde. (Wiki Eintrag zu dem Gedicht / Hier eine deutsche vorgelesene Version mit lyrischer Betrachtung) Man vermutet das er es seinem kranken Vater gewidmet hatte, der aber erst Jahre nach dem Erscheinen verstarb.

Aber in meinem Kopf dreht sich alles um den Refrain:

Do not go gentle into that good night
Rage, rage against the dying of the light

Irgendwie fühlt es sich so an, viele meiner überregionalen mir persönlich sehr wichtigen Freundschaften sind mir entrückt. Entrückt, weil jeder sein Leben lebt, weil sich überregionale Freundschaften nach dem Wegfall der gemeinsamen Aktivitäten nur schwer pflegen lassen, weil ich diese nicht gepflegt habe. Es ist ein Gefühl der Bitterkeit und der traurigen Erkenntnis, dass eben auch solche Freundschaften wie Sand durch die Finger rinnen können. Grade aber wenn man überwiegend Freundschaften mit Menschen überregional führt, dann ist es eine auch eine harte und lehrreiche Erfahrung. Freundschaften brauchen wie Pflanzen Erde und Wasser um weiter zu leben.

Ändern kann ich es „jetzt“ nicht, die Menschen die den Weg zu meiner Geburtstagsfeier auf sich genommen haben, möchte ich dieses aber erklären. Alle Freunde hatten realistische und nachvollziehbare Gründe, die ich verstehe und nachvollziehen konnte und kann. Ich kann es „jetzt“ nicht mehr ändern, aber für die nächsten Jahre daraus lernen.

Die Erkenntnis ist, grade in unserer digitalisierten und schnelllebigen Zeit, in unserem Alltag der ab und an keine Zeit gewährt um durch zu atmen und einmal inne zu halten… in einer verrückten Zeit in der heute das was gestern war schon veraltet ist. In dieser Zeit ist es wichtig, Freundschaften wie eine empfindliche Pflanze zu pflegen und zu hüten.

Das Gedicht wurde im Film Interstellar weltweit bekannt, daher hier ein YouTube Interstellar Tribute, in dem das Gedicht gesprochen wird:

Hin und Her

Es ist eine Achterbahn der Gefühle. Zwischen dem Gedicht, der Freude wer zugesagt hat, der Erwartung wie es denn werden wird, der stressigen Vorbereitung und Koordination.

Der Tag rückt näher und gleichzeitig werden die zu erledigenden Tätigkeiten etwas weniger. Dann ist es soweit, die Partylokation steht zur Übernahme bereit.

Kurz schießen noch die unterschiedlichsten „Layouts“ der Lokation ins Gehirn, was möglich ist, was möglich sein könnte und was mit gegebenen Mittel gemacht werden kann. Es soll gemütlich sein und angenehm für alle.

Pünktlich um 17 Uhr ist der Sekt mit O-Saft und das Fingerfood ganz konservativ angerichtet, die ersten Gäste kommen an…

Dankbarkeit

Der Abend verläuft gut, die einzelnen Bekannten und Freunde aus meinem verschiedenen Interessens- und Hobbywelten prallen aufeinander, durch ein Gäste-Bingo sind alle ein wenig angehalten, auch mit den anderen zu sprechen.

Kurz vor 21 Uhr sind dann alle eingetroffen, das Buffet kommt gut an. Um kurz vor Null Uhr will ich den Gästen diese Gefühlswelt und die empfundene Dankbarkeit in Worte nahe bringen. Dabei ist es mir wichtig, insbesondere meiner Mutter, meinem Vater, meiner Schwester und meiner Nichte zu danken. Jeder von Ihnen mit seinem eigenen Leben und Alltag außer meinem bereits verstorbenen Vater. Jeder von Ihnen mit Ihren Herausforderungen im Leben, die absolut unterschiedlich sind, die mich trotzdem unterstützen wo immer sie es ungefragt tun können.

Meine Dankbarkeit gegenüber meinen Eltern, die mir vieles ermöglicht haben und zu denen ich immer gehen konnte, das will ich deutlich machen. Auch wenn mein Vater dieses nicht mehr miterleben kann. Aber auch alle anderen in diesem Raum sind ein Stück und ein Teil der letzten 50zig Jahre gewesen.

Dann trifft am Abend noch einige andere meine Dankbarkeit die im Hintergrund agiert haben, auch wenn ich das nicht eingefordert habe. Die geholfen haben, ohne dass auch nur eine andere Person etwas sagen musste.

Schön…

Leben im Hier und Jetzt

Zu dem Rambo Film Zitat hatte ich bereits auf meinem Blog „Beside the Race“ hier etwas geschrieben.
In den letzten Jahren, immer wenn ich etwas organisiert habe, konnte ich nie richtig loslassen und war immer im Unterbewusstsein mit dem „Planen“ und „Organisieren“ beschäftigt.
Dieses Film Zitat, erinnerte mich daran, selber mehr im „Hier“ und „Jetzt“ zu leben. Nicht an das Morgen zu denken oder bestimmte Sachen auf das morgen zu schieben, sondern den Augenblick zu erleben. Verrückt das man sich das als Erwachsene wieder in Erinnerung rufen muss, aber ab und an ist es nötig. Da das Ende der Party einen ungeplanten Verlauf genommen hat, der den beteiligten in Erinnerung bleiben wird, wobei niemand zu Schaden kam, kann ich sagen:
„Ja, ich habe im Hier und Jetzt gelebt!“

Hier ein gutes YouTube Video zu dem Spruch „There is no Tomorow“, in Englisch und in Bezug auf Sport, eine gute Aufbereitung und Fokussierung auf den Sinn hinter dem Spruch, auch oder grade weil es lediglich ein „Rocky Hollywood“ Film ist, sehenswert.

MidlifeCrisis

Ab und an frage ich mich, ob ich mich selber in einer MidlifeCrisis befinde. Vieles in meinem Leben hatte sich in den letzten Jahren verändert, aber das meiste nicht auf meinen Wunsch. Also ich habe nicht Frau und Kinder Verlassen um mit einer 28 Jahre jüngeren Bekannten durch zu brennen, wie es oft in den Kinofilmen zu sehen ist.

Aber trotzdem hält man inne und zieht Bilanz. Was hat man richtig, was hat man ggf. falsch gemacht. Wo hätte man sich und wo hätte man sich nicht verbiegen sollen.

Letztlich läuft es immer auf die gleiche Frage aus, ist man seinen Prinzipien und Ansichten treu geblieben und hat diese von Zeit zu Zeit kritisch hinterfragt? Ja, das habe ich gemacht und das gibt mir die Kraft zu sagen, dass ich keine Reue oder Schuldgefühl über das Vergangene empfinde. Dieses Gefühl sehe ich persönlich als Erfolg an und daher weiß ich… ok, 50zig ist eine Zahl, gefühlt fühle ich mich wie 30zig aber eine Midlife-Crisis habe ich wohl nicht, denn letztlich ertrage ich meine Realität und flüchte nicht vor dieser.

Mein Lebens-Chakra ist weiterhin:
„Elektroman, Nicht’s kann Ihn ‚foppen‘!!!“

Zirkeln und Kreise

Während manche Menschen gar keine Bekannten oder Hobbys, ja sogar keine Freizeit haben, habe ich das. Ich lebe in der glücklichen Lage, ein gesundes Elternhaus zu haben, in Europa Deutschland zu sein und den in dem geschichtlichen Augenblick des Endes des kalten Krieges aufgewachsen und erwachsen geworden zu sein.

Ich hatte eine umfassende Schulbildung, war angestellter der „Deutschen Post AG“, war Zeitsoldat bei der Bundeswehr, habe im Abendschulbildungsweg mein Abitur nachgeholt um dann letztlich nicht zu studieren, aber um eine Umschulung zum IHK-Kaufmann wahrzunehmen. Ich bin aktiv in der Reserve, aktiv in der DLRG, war beim Baywatch „Wachdienst“ und bin im RC-Modellbau und habe über Jahre eine Onlinegamer Interessengruppe geführt. Ich konnte über 13 Jahre eine Carrera Interessengruppe aufbauen die die Grundlage der „Grünen Hölle RSK“ ist und habe in meiner Jugend den Jagdschein gemacht. Manche – Bekannten– – Kreise sind verblasst und wieder andere Kreise sprühen über von netten, freundlichen Bekannten und gelebten Freundschaften. Bereits bei meinem 40zigsten Geburtstag waren Teile dieses verschiedenen Interessensfeldern meiner Freizeit zusammengekommen, so war es nun zu meinem 50zigsten erneut und das hat mich zu tiefst emotional bewegt und mit Dankbarkeit und Freude erfüllt.
Es war die richtige Entscheidung das Geburtstagsfest zu feiern, denn jedes Fest das wir nicht Feiern ist eine verlorene Chance auf glückliche und unvergessliche Augenblicke.

Feiert wo Ihr feiern könnt

Wir sind eine digitalisierte Welt und alles kostet Geld. Warum feiern, das Geld kann ich besser in das investieren, was ich haben will. Soweit eine logische und nachvollziehbare Schlussfolgerung.

Aber wenn wir nicht mehr gemeinsam feiern, sind wir denn dann nicht bereits auf dem direkten Weg in die schlimmsten – negativen – Utopie Vorstellungen?
Wenn wir nur noch digital leben, nur noch Sozial Media Freundschaften schließen, nur noch geschönte Fotos auf Instagram zeigen und auf gemeinsame Feiern verzichten, ist es nicht ein Hauch von „1984“ von George Orwell? Ist das nicht „unmenschlich“ und sozialökonomisch erschreckend?
Feiert Feste so lange es geht, feiert Sie, so lange es die Gesundheit zulässt und so ausgiebig wie es die Gesellschaft toleriert. Wenn wir diese Eigenart der menschlichen Interaktion verlieren, verlieren wir nicht auch unsere Menschlichkeit?

Danke

Danke an die Personen die diese Stunden bis zur Datumsgrenze mit mir verbracht haben, Danke an die direkten und indirekten Helfer, Danke an die Personen die in Geburtstagsgrüßen oder Nachrichten auf den unterschiedlichsten Plattformen an mich gedacht haben und Danke an die vielen Glückwünsche die mich erreicht haben.

Danke