Beim Durchstöbern eines Modellbau Forums hatte ich einen Zufallstreffer. Das Thema des Thread war – grob umschrieben – mit welcher IT man begonnen hat, bzw. erstmalig in seinem Leben in Kontakt getreten war.

Beim Betrachten der Einträge wurde mir eines klar, neben der moralischen, weltanschaulichen und ggf. auch politischen Generationsunterschiede, wie krass dieses doch im Bereich der IT und des Internets ist.
Wenn man bedenkt das dieses „Internet“ – nicht das Internet der Frühphase, das seit 1950 bestand (Wiki Artikel) – in Deutschland mit Anfang der 1990er die Privatisierung der universitären Infrastruktur begann. Ich glaube bis Mitte der 1990ziger war das Internet noch eher eine Nische und ein geheimer Tipp. Es begann erst alles mit eigenen Internet Homepages und ja, auch Windows 3.1 kam erst am 6. April 1992 heraus.
Auf meine Eltern muss das alles doch einen sehr komischen Eindruck gemacht haben, war doch damals ein Personal Computer (PC) nur eine bessere Schreibmaschine und Ding, das eben auch irgendetwas digitales konnte war. Ja, eine Generation die dann in der letzten Phase Ihres Berufslebens oder in der zweiten Hälfte – je nachdem wann man geboren wurde – die Wucht des Vormarsches der IT-Infrastruktur voll erlebte und in Teilen sicherlich auch darunter zu leiden hatte.
Ich, 1975 geboren, gehöre wohl eher zu der Generation, die wie in diesem Forenthread irgendwann mit IT, Personal Computer (PC) und dann später auch mit Chats, e-Mais, Internet, WWW und „dem neumodischen Schnick Schnack“ zu tun hatte. PC, Amiga, C64, Atari – das waren damals die Begriffe der Zeit. Ich glaube meine Generation begann mit den bescheidenen Versuchen, Internetseiten als „Hausbriefkasten“ und „Hallo Welt, hier bin ich“ Showfenster zu verstehen. Damals war man noch hip, wenn man Flash-Actions Elemente auf den Homepages verbaute.

Die Generation nach mir, für die Nepstar schon ein Fremdwort war und die mit Facebook, Spotify oder Apple Music aufwuchsen, die das Handy durch das „Smartphone“ ersetzt und es zur Normalität wurde. Die bereits das Internet nutzen, als wäre es immer schon Teil dieser Welt gewesen.
Aber es kommt die Generation, die bereits im Kindergarten auf Tablets spielt und die seit der Grundschule mit solchen IT Infrastruktur Mitteln arbeiten. Für die eine Welt ohne Vernetzung gar nicht mehr vorstellbar ist. Für die ggf. auch ein mit dem Internet gekoppelter virtueller Sprachassistent wie „Alexa“ zum alltäglichen Umgang gehört. Die durch eine weltweite Pandemie ganz andere Soziale Erfahrungen gesammelt haben als die Generationen davor. Für die Instagram normal ist, die Facebook als „altbacken“ in Teilen ablehnen und TikTok ein Begriff ist. Die in Ihrer sozialen Interkommunikation Snapchat nutzen und die DSVGO als hemmende Einschränkung erfahren.
Ist es nicht absolut eindimensional betrachtet, dass wir bei dem Begriff „Generationskonflikt“ primär den Konflikt zwischen Erziehungsberechtigten „Erwachsenen“ gegenüber Ihrem Nachwuchs definieren? Ist ein Generationskonflikt nicht viel umfassender zu verstehen und auch den jeweiligen starken Einflüssen der Gesellschaft geschuldet?

Allein wenn man die sich wandelnde Internet, Sozial Medien und Smarttechnik im Laufe der Zeitachse 1985 – 2023 betrachtet. Damals war eine Casio Digitaluhr mit Taschenrechner Funktion ein Eyecatcher, dass man nur 35 Jahre später mit der Armbanduhr in Form von einer Smartwatch Puls, SMS und Telefonie abwickeln kann, wer hätte das gedacht. So kann ich von meiner Uhr meinen Terminplan, den Puls und eine SMS lesen, während ich in den Medien jede News aufgrund des Verdachtes von „Fake News“ gegenprüfen sollte, verrückte neue Welt.
Die Erkenntnis für mich besteht darin, dass „der Generationenkonflikt“ über verschiedene Teilbereiche erstreckt. Soziales, moralische, gesellschaftliche Einflüsse. Teilbereiche sind innerhalb der Zeitachse einer Generation revolutioniert worden, andere Teile verkümmern.
Wenn wir nun in dieser Themen Betrachtung einen Schritt zurück gehen, wird uns die Komplexität des „Generationskonfliktes“ erst wirklich bewusst. Gab es früher die klar umrissenen Bereiche von Gesellschaftsform, Moral und Standespolitik die sich innerhalb der Generationswechsel teilweise revolutionierten oder eben grundlegend änderten, so ist der heutige Generationskonflikt wesentlich vielschichtiger geworden. In diesem Artikel habe ich lediglich das Schlaglicht auf einen kleinen Bereich unseres Alltages und unserer Gesellschaft gelegt.
Wie erschreckend muss es also für eine ältere Generation sein, wenn sie auf die Generationen „die nachkommen“ schaut und wie erschreckend und rasend schnell muss die gefühlte Veränderung in einzelnen Teilbereichen sein. In der IT und der Sozial Media, aber auch in der Medientechnik haben wir in dem letzten Jahre mit Meilenstiefeln Fortschritte gemacht, moralische Grundsätze sind teils zu Recht und Teils zu Unrecht umgekrempelt worden.
Mein Fazit ist, dass ich immer mehr Respekt vor der älteren Generation bekomme, die mit dem „neumodischen“ Kram, der Technik, der Gesellschaftsveränderungen und eben auch der medialen Veränderung – Stichwort Fakenews – umgehen muss. Ich denke das wir einfach ein beidseitiges höheres Toleranzpotenzial benötigen, da doch die Veränderungen einzeln betrachtet bereits sehr gravierend und einschneidend im Alltag sind.
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